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Ludovika McLymondt

Exmatrikulierte Studentin der prähistorischen, schamanischen und druidischen Zauberkünste

 

Im Fürstentum McCallum mit seinem rohen, bergigen Waidland und seinen
mystischen Mooren, die allerlei Pflanzenart hervorbringen können, wurde Ludovika, kurz „Vika“, McLymondt als jüngstes von vier Kindern geboren. Ebenso unzähmbar wie ihre drei älteren Brüder beherrschte sie das Blöken der Schafe noch bevor sie die Sprache ihrer Ahnen erlernte. So kam sie gar nicht umhin, jede freie Minute ihrer Kindheit mit der Herde ihrer Familie zu verbringen.

 

Eines Tages fiel ihr dabei eine kleine seltsame Pflanze ins Auge, die selbstständig
aus einem Felsen zu sprießen schien und just Gefahr lief, von einem der ewig
hungrigen Böcke verspeist zu werden. Ihrem Instinkt folgend, nahm sie die
Felsenpflanze an sich, welche von nun an ihr stetiger Begleiter werden sollte. Ihre
Großmutter, die bewandert war in der traditionell verbreiteten medizinischen
Kräuterkunst der Grafschaft McCallum, erkannte diese rasch als eine Alraune, die wohl in früheren Zeiten von einem umherstreifenden Druiden auf dem Hain gepflanzt worden war.

 

Von diesem Tag an gab es für Vika nur noch ein Ziel: Sie wollte dieser primitiven und
ursprünglichen Wildmagie auf den Grund gehen und sie sich bestenfalls selbst zu
eigen machen. Wie schwierig konnte das schon sein?
Tatsächlich stellten die Magieprüfer eines größeren Lehrkonvents magische
Veranlagung bei Vika fest. Ob diese aus ihr selbst stammte oder aus der Aura der
Alraune in ihrer Begleitung darf diskutiert werden. Die Neugierde trieb Vika
McLymondt die folgenden Jahre zu unermesslichem Lerneifer in den Studien der
prähistorischen druidischen und schamanistischen Künste, sodass sie auch mal
deutlich über ihre Ziele hinausschoss. Trotzdem galt es Ludovikas Lehrjahre über,
dass Fleiß stets eher zu loben denn zu tadeln war und so lies man sie gewähren.


Eines gab es jedoch, mit dem Vika nie umgehen konnte: Die Missachtung ihrer
Leistungen, die (zumindest ihrer Meinung nach) deutlich zu wenig gewürdigt wurden.
So fasste sie eines Nachts, umringt von Büchern, Alraune und mit dem stolzen
Gesichts ihres Lehrmeisters in ihrer Fantasie, einen folgenschweren Entschluss: Ihr
sollte gelingen, was zuletzt vor etwa 200 Jahren einem Wildmagier gelungen war -
die Transformation in eine Tiergestalt. Und welches Biest wäre für einen ersten
Versuch besser geeignet als die stolzen Widder, die ihre Familie seit Generationen
mit Fell, Milch, Fleisch und als Tragtier zu Stärke verholfen hatte, fragte sie sich?
Die Antwort erhielt sie in einer eiskalten Nacht in einem Forst nicht unweit ihres
Lehrkonvents, in den sie all die benötigten Schriften, Pflanzen und unerschütterliche
Selbstüberschätzung mitgebracht hatte.

 

Letztere wurde ihr allerdings erst schmerzlich bewusst, als sich das schwere Gehörn aus ihrem Schädel wand, das Steißbein ihr das Hüftfleisch zerstach und ihr dichtes Fell aus jeder Pore wuchs. Sie heulte auf vor Schmerz und fühlte das Heulen der Schafe ihrer Kindheit auch in sich selbst widerhallen.


Geschwächt und verletzt schleppte sie sich zurück in die schützenden Mauern ihres
Konvents, nur um dort für ihre Vergehen, die Anwendung verbotener und längst vergessener Zauberei, bestraft zu werden. Zur Strafe von ihrem Lehrmeister persönlich in magische Fesseln gelegt, brannte ihr das nun unverträgliche Eisen sowohl den letzten Funken Magie als auch die Begeisterung hierfür aus dem Leib.

 

Vika zog sich in die fast ungenutzten Wälder um das Konvent herum zurück, um sich dort mit ihrem neuen Wesen abzufinden. Über Jahre hinweg betraten die kräutersuchenden Studenten das Gebiet nur unter großem Risiko, dem wilden Gemüt vor die Hörner zu laufen.

 

Die Einsamkeit und das ewige Tier in Leib und Geist schafften es jedoch nie, ihren Willen zu brechen und so traute sie sich schließlich erhobenen Hauptes erneut die Tore des Konvents zu durchschreiten um das Lösen ihrer Fesseln zu fordern. Sie hatte genug für ihre Fehler gebüßt. Ernüchternd musste sie feststellen, dass sich ihr ehemaliger Lehrmeister auf Feldforschungreise begeben hatte und nur seine Magie in Verbindung mit seinem Blut es vermochte, ihre Ketten zu lösen.

 

Zornig lies sie das Gemäuer zurück auf der Suche nach einer Reisemöglichkeit durch die Nebel. Valerius sei Dank fand sie bald eine Delegaton des Fürstenhauses Blackwood. Diese wiederum fanden ein Wesen vor sich, das ganz augenscheinlich vom Weg abgekommen war, das jedoch nichts desto trotz über außergewöhnliche Kenntnisse der Wildmagie verfügte.

 

Zum ersten Mal fühlte Vika einen (zumindest temporären) Frieden in sich selbst
zwischen ihr und dem Tier. Sie fand sogar Trost in der menschlichen Gesellschaft.
Bis ihr Meister aufgefunden ist, ist Vika mehr als ein Mensch. Sie ist zugleich Gefäß
und lebendes Beispiel für die ungezähmte und ursprüngliche Macht der Natur. Und
nicht weniger unerschütterlich - wie die Erde selbst.

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